Horice zum Ersten – Die dreihundert Kurven des Gustav Havel, 22. Mai 2016
Nach den Langstreckentouren der letzten Wochen stand dieses Wochenende mal ein Rennen gleich um die Ecke an. Naja, 300 Kilometer sinds von Limbach-Oberfrohna trotzdem nach Horice, tief in die Tschechei. Für Didier Grams ein Rennwochenende wie bestellt: Wetteraussichten klasse, Strecke bekannt anspruchsvoll, Publikum und Umfeld (übrigens wie immer in der CZ) überragend, kein Druck, Punkte sammeln zu müssen, Maschine, Team, Fahrer, alle topfit - Rennfahrerherz, was willst du mehr? Aber wer gedacht hat, der Didi fährt mal dorthin, trifft ein paar alte Kumpels, trinkt ein paar Bierchen, hat ein bisschen Spaß mit Dario, dreht dann ein paar Runden auf dem Moped und fährt entspannt wieder nach Hause, der lag falsch. Sicher, das Messer hatte er diesmal nicht unbedingt zwischen den Zähnen, aber wer Rennfahrer kennt, der weiß – die sind alle gleich. Sobald die Jungs den Lederkombi anziehen, in die Daytonas steigen, sich den Helm über die Rübe ziehen, die Finger in den Handschuhen verstauen und auf einem zweirädrigen PS-Monster sitzen, ist alles andere nur noch Neben-Nebensache. Rechts am Griff drehen, den Akrapovic brüllen hören, das Drehmoment über den hinteren Schwarzen auf den Asphalt bringen und beschleunigen bis auch die letzte Hämorrhoide raus ist! Racing – wer einmal davon befallen ist, den lässt es nicht mehr los. Und richtige Racer wollen dann nur noch eins: gewinnen. Egal, obs um Punkte geht oder nur um einen warmen Händedruck.
Genauso ging es natürlich Didier und seinem Quasi-Teamkollegen Petr Biciste (obwohl- Petr hatte in seiner Heimat schon den Dolch zwischen den Zähnen!). Die beiden waren nicht zu halten. Schon im ersten Zeittraining am Samstag Vormittag legten sie super Zeiten hin, außer Marek Cerveny, mit der 45 auf seiner Kawa immerhin IRRC-SuperSport Champion 2015, konnte den BMWs von Didier Grams und Petr Biciste kaum einer folgen. Und genau diese Maschinen arbeiteten an diesem Wochenende so hervorragend, dass der Rest des Feldes nur noch staunen konnte. Laut Mechaniker Jiri und dem organisatorischen und finanziellen Motor Ludek Weag ist das aber erst der Anfang. Da ist noch einiges möglich, da wird sich noch mehr tun. Aber langsam. Fahrer, Mannschaft, Motorrad nicht zu überfordern ist das A und O. Zum Glück wissen das auch alle. Schritt zwei kommt erst nach Schritt eins und der vor Schritt drei.
Das zweite Zeittraining lief noch besser, die Zeiten noch schneller. Das Ergebnis war so sonnenklar wie das Wetter: Didier auf der Pole-Position, Petr Biciste dahinter vor Marek Cerveny, so würde das Superbike-Rennen am Sonntag starten. Jiri hatte mal kurz angedeutet, daß mit ein paar kleinen Änderungen sogar Zeiten um die zwei Minuten fünfzehn pro Runde möglich wären. Das war natürlich Wasser auf die Mühle von Didier Grams. 2:15 wäre Rundenrekord! Eine Sekunde schneller als der Bestehende! Der sollte es sein! Der musste her! Das hatte er eigentlich schon für den Samstag eingeplant. hat nicht geklappt, die Laune war erst mal dahin. Bis zu Jiris Spruch. Dann war ihm wieder klar: „Morgen ist auch noch ein Tag! Ich kann wieder den Lederkombi anziehen, in die Daytonas steigen, den HJC über die Rübe ziehen und so weiter“
Gesagt – getan. Sonntag Nachmittag bei herrlichstem Wetter, ausverkauften Tribünen (nein, die gibt’s in Horice nicht wirklich, aber Massen von Zuschauern), klasse präparierten Maschinen und bestens gelaunten Fahrern ging die rote Ampel aus. Didier kam super weg, Petr wurde gleich von Marek Cerveny überholt, fing den aber sehr schnell wieder ein. Die Uhr blieb für den schon mit einigem Vorsprung führenden Didier Grams nach der ersten Runde (also aus dem Stand) bei 2:19,2 stehen. Und nun kam das, was er sich redlich verdient hatte: eine fliegende Runde ohne Fehler, ohne Gegner, ohne Limit. Zwei Minuten, fünfzehn Sekunden und 759 Hundertstel! Rundenrekord um eine ganze Sekunde verbessert. Schade, dass das die Herren Lonbois und Le Grelle nicht miterleben durften. Aber das hätte ihrer mentalen Verfassung sicher auch nicht gut getan. War schon okay Jungs, daß ihr zuhause bei Pommes und Majo geblieben seid, da sieht euch wenigstens keiner weinen.
Und weils so schön war, legte Didier gleich nochmal so eine Hammer-Runde hin. 2 Minuten, 16,01 Sekunden brauchte er diesmal für den gut fünf Kilometer langen Kurs, Wieder schneller als der alte Rekord. In der dritten Runde hatte er so schon über vier Sekunden Vorsprung und fing dann ein wenig zu bummeln an. Als in der vorletzten von 11 Runden sein Spezi Petr Biciste aber wieder bis auf eine Sekunde herangefahren war (Didier war mittlerweile am Überrunden und auch dadurch gebremst), weckte ihn die Boxentafel auf, der Racer war wieder da. Noch einen schnellen letzten Turn und dann die Zielflagge. Über 1,5 Sekunden Vorsprung auf Petr Biciste, der wiederum 5,4 Sekunden vor Marek Cerveny – so querten die ersten drei die Ziellinie und so marschierten sie auch aufs Siegerpodest.
Didier Grams mit dem Pokal in der Hand und dem Rundenrekord in der Tasche: „Es ist der Wahnsinn hier. Vielen Dank an das ganze Team, Gratulation an Petr und Marek, Grüße an die Fans aus Deutschland und dem Rest der Welt, Ihr seid Spitze! Das hat echt Spaß gemacht heute.“
Dem ist nichts hinzuzufügen. Didier steht wieder auf dem Dach, die Sonne ist erst mal wieder weg, alle sind gesund und munter.
Keep on tuned!