Horice zum Zweiten – IRRC am 06. und 07. August
Freitagnachmittag halbzwei gings los. Bis Mittag noch auf dem Dach gestanden, schnell den VW-Bus eingepackt, den leckeren Kuchen von Käfersteins noch geholt und ab auf die Piste. Während die anderen IRRC-Piloten schon in Horice ihre Runden drehten, kann sich Didier Grams erst auf den Weg nach Böhmen machen. Für ihn aber kein Problem, er weiß ja, dass im Fahrerlager bereits die Trucks und die Motorräder stehen, die Mechaniker wirbeln. Gut dreihundert Kilometer und vier Stunden später ist das heute doch relativ kleine Team in Horice. Wetter durchwachsen, Aussicht aufs Wochenende gut. Für Ludek Weag, Hauptsponsor, ist Heimspiel-Zeit, er wohnt nur 15 km von Horice entfernt. Dementsprechend perfekt ist alles vorbereitet. Zwei Riesen-Wohnmobile, dazwischen die Box und ein Aufenthaltsbereich mit Zapfanlagen (Pilsener Urquell und Himbeer-Brause), original böhmischen Räucherofen und allerhand Leckereien für Team und Gäste. Dass sich der Abend in diesem Klasse-Ambiente ein wenig länger hinzog, machte nichts. Das erste Training für Didier stand erst um elf an.
Und das ging er dann sofort flott an. Obwohl die Strecke voll war (insges. 32 Starter, darunter auch einige Neulinge) waren die Zeiten ansprechend, zwar noch nicht optimal, aber schnell. Platz zwei hinter Marek Cerveny, der von Ludek Weag extra für dieses Wochenende eine 1000er RR gestellt bekam. Normalerweise fährt Marek in der 600er Supersport auf Kawasaki.
Im zweiten Training am Nachmittag hatte Didier den Tschechen dann im Griff, schnellster, dennoch Startplatz zwei hinter Cerveny. Didi dazu: „Es war heute sehr schwierig, eine freie Runde zu bekommen, in der man richtig am Gas ziehen konnte, weil doch sehr viele langsame Fahrer unterwegs waren.“ So was sagt sich natürlich als Inhaber des Streckenrekordes sehr leicht, die meisten anderen Fahrer sehen „langsam“ sicher anders.
Sonntag Vormittag verschob sich der Zeitplan dann schnell nach hinten. In der SSP war der erste Lauf nach einem schweren Unfall über eine Stunde unterbrochen, wurde dann in fünf Runden ausgefahren, Sieger Marek Cerveny.
Im ersten Rennen legte Didi einen starken Start hin, war in der ersten Kurve schon in Führung und machte sich dran, dem Feld zu enteilen, als die roten Fahnen wehten (keine Angst – die Russen marschierten nicht wieder ein) – Unfall, Rennabbruch, Neustart. Der gelang Didier wieder gut, Marek Cerveny aber noch besser. Er konnte vorn bleiben. Beide fanden sehr schnell ihren Rhythmus und setzten sich von Le Grelle und Lonbois auf ihren Herpigny-BMWs ab. Cerveny und Grams legten ein Höllentempo vor, waren ca. 2 Sekunden schneller als um Training. Cerveny holte sich dabei den Rundenrekord, Didi 0,5 Sekunden dahinter, persönliche Bestzeit. Bis ins Ziel klebte er dem sympathischen Tschechen am Auspuff, hätte wohl auch gerne den einen oder anderen Überholversuch gestartet, doch der Hinterreifen arbeitet nicht optimal. Es siegte der Kopf über den Bauch. Cerveny fuhr in der Superbike ja nur als Gaststarter mit, Platz zwei bedeutete also volle 25 Punkte. Wozu hier noch das Risiko des Sturzes eingehen, zumal die Belgier weit abgeschlagen hinterher fuhren. Das große Ziel heißt immer noch Gesamtsieg – und das heißt sichere Punkte sind derzeit wichtiger als ein erster Platz im Rennen. Clever, Didier! Und es folgt ja noch ein Lauf!
Und was für einer. Didier hatte einen anderen Hinterreifen aufgezogen, hatte jetzt den absoluten Grip. Jiri und der Rest der Mechanikertruppe haben alle Erfahrungen aus den Trainings und dem ersten Rennen penibel ausgewertet und Ihre Schlüsse daraus gezogen, das Bike hundertprozentig fit gemacht. Didier konnte vom Start an so viel Druck machen, daß er nach der ersten Runde schon über eine Sekunde Vorsprung auf Cerveny hatte. In Runde zwei und drei ging er dann auf Rekordzeitenjagd, verpasste den Rundenrekord von Cerveny aus dem ersten Lauf aber jeweils nur um ein paar Hundertstel. Schade, hat nicht ganz gereicht. Nebenbei baute er aber den Vorsprung auf Marek auf über sechs Sekunden aus. Per Whellie über den Zielstrich und an der schwarz-weiß karierten Fahne vorbei - Erster, nochmal 25 Punkte und zum ersten Mal in der 2016er IRRC-Hatz der Platz ganz oben auf dem Podest!
Zwölf (!) Sekunden hinter Marek Cerveny auf Platz zwei holte sich Sebastien Le Grelle haarscharf vor Vincent Lonbois den dritten Platz. Den Pommes-Jungs aus Belgien wird doch nicht zum Schluß der Saison die Puste ausgehen? Didier Grams nahm ihnen im ersten Lauf sechs Sekunden ab, im zweiten achtzehn Sekunden. Wenn man die Reihe mathematisch weiterführt, wären das im ersten Rennen in Imatra 54 Sekunden, im zweiten 2,7 Minuten und in Frohburg würde er Lonbois und Le Grelle mindestens dreimal überrunden. Könnte doch noch was werden mit dem Championat. Aber manchmal ist die Mathematik auch sehr weltfremd.
Didier Grams: „Ich bin wahnsinnig glücklich, hier in Horice nach den dreihundert Kurven auch dieses Rennen gewonnen zu haben. Die Strecke ist klasse, das Publikum gigantisch! Vielen Dank an das gesamte Team, vor allem an meine Mechaniker, die die BMW so perfekt vorbereitet haben!“
Der Dank der Mannschaft gilt auch Christian Linner von Alpha Racing, der sich aus Oberbayern auf den Weg nach Böhmen gemacht hat, um sich ein Bild von der Arbeit des Teams zu machen und eventuell die Ursache für den in Chimay hochgegangenen Motor, der im 2. Rennen nach 3 Runden seinen Dienst quittierte, zu ergründen. Nebenbei war der Profi-Mechaniker natürlich eine wunderbare Unterstützung für Jiri und seine Mannen.
Das G&G-Team bedankt sich auf diesem Weg ganz herzlich bei allen Sponsoren und Fans, die persönlich in Horice aufschlugen: bei Armin, dem Rohrwurm, den Jungs von LSA aus Hohenstein-Ernstthal, Steffen Poller mit Anhang, der Familie von Nicole, dem Kameraauge Karl-Heinz Kalkhake, ganz herzlich auch bei Albrecht.
Es tut gut, euch dabei zu haben! Bis dann in Imatra, 19. bis 21. August (fahrt aber beizeiten los, ist weiter weg als Horice!)