IRRC-Abschluß in Frohburg, 24. und 25. September 2016
Wie jedes Jahr hatten Didier Grams und seine Mannen auf Nicki Neuberts Gelände in Frohburg dick aufgebaut, um sich mit einer großen Abschlussparty bei Sponsoren und Fans für die Unterstützung in der zu Ende gehenden IRRC-Saison gebührend zu bedanken. Und natürlich auch, um noch ein paar spannende Rennen zu verfolgen. Die Vorzeichen waren gut, das Wetter prima, die Stimmung wie immer in Frohburg ausgelassen und gelöst. OK, der Champion-Titel war schon vergeben. Der Belgier Vincent Lonbois auf seiner Herpigny-BMW ist mit acht Siegen, zwei zweiten und zwei dritten Plätzen ein würdiger Gewinner der IRRC-Serie 2016. Sebastien Le Grelle hat mit 36 Punkten Vorsprung auf Didier Grams Platz zwei in der Tasche, Johan Fredriks liegt schon 51 Punkte hinter Didi zurück, das Gesamtpodium steht also schon fest.
Das änderte aber nichts an Didiers Einstellung zum Rennsport. Wer ihn kennt, weiß, dass er immer alles gibt, um das Treppchen zu besteigen, vor allem in Frohburg.
Und genauso legte er auch los. Didier dominierte alle vier Trainings (IRRC und SBK Open), fuhr im zweiten IRRC-Qualifiying sogar neue Rundenbestzeit: 1:33,546 min. Leider nicht offiziell, war ja nur ein Training. Damit wussten Lonbois, Le Grelle und auch Michael Rutter, wer hier der King ist. Vor allem dem von Rico Penzkofer betreuten Superstar Rutter war deutlich anzumerken, dass ihm das nicht passte. Er, der achtmalige Macau-Sieger, musste sich hinter einem Privatfahrer in der ostdeutschen Provinz anstellen! Das wurmt. Wie wir im nachhinein wissen, hat er sich böse gerächt. Drei Siege in vier Superbike-Rennen waren seine Antwort.
Didier Grams stand also Sonntag morgen um kurz nach neun beim Start des ersten Open-Laufes top motiviert auf der Pole. Super Start, erster in der ersten Kurve, doch dann gleich von Rutter überholt, Konter am Eschefelder Kreuz und jetzt folgten neun Runden Spitzen-Road-Racing in einem Wahnsinns-Kampf um die Führung zwischen Didier Grams und Michael Rutter. In der letzten Runde hatte Didier sich fast eine Sekunde Vorsprung erarbeitet, als ihn in der Schikane ein zu überrundender Fahrer blockierte, Rutter wieder ran fuhr und in der letzten Kurve vor dem Ziel eiskalt außen überholen konnte. Fotofinish mit einem glücklichen Ausgang vor dem Engländer: 0,199 Sekunden Vorsprung – Sieger.
Zwölf Uhr mittags – High Noon. Anpfiff zum ersten IRRC-Lauf. Didier Grams nach einem guten Start auf dem dritten Platz nach der ersten Runde, Ende Start/Ziel Rutter und Lonbois ausgekontert und die Führung übernommen. Ende der zweiten Runde zweiter hinter Rutter, in der dritten Runde Didier bei der Anfahrt zum Ziel wieder vorne. Dann kam die Hartmut-Wagner-Kurve, die letzte vor dem Zielstrich, 90 Grad nach links bei höchstem Risiko und machte der Hatz ein Ende. Didiers Vorderrad klappte ein, Maschine und Pilot rutschten geradeaus, Rutter hatte freie Fahrt und gewann am Ende mit zwei Sekunden Vorsprung auf Lonbois und Le Grelle.
Fahrer ok, Motorrad stark demoliert - so das Fazit dieses Rennens in der Box. Was tun? So viele Ersatzteile, wie hier benötigt wurden, hat kein Team auf Vorrat dabei (die komplette Verkleidung und fast alle Hebel waren Schrott). Jetzt zeigte sich, was wahre Kameradschaft ist. Karsten Wolf war zum Saisonabschluss mit fast der ganzen Mannschaft des Langstrecken-Teams GERT56 nach Frohburg gekommen, um ihren Endurance-Fahrer Didier Grams zu feiern. Innerhalb kürzester Zeit holten die Helden aus Pirna die BMW ran, die zwei Wochen vorher beim FIM WM-Endurance-Lauf in Le Castellet an einem Motorschaden starb. Zum Glück stand die nicht weit weg von Frohburg zur Reparatur. Mit der geballten Kraft von zwei erfahrenen Mechaniker-Teams wurden in Rekordzeit die defekten Teile an Didiers S1000 RR gewechselt und der Renntag konnte weitergehen. Dass die Maschine fünf Minuten zu spät für das zweite Open-Rennen fertig wurde, war zu verkraften, es stand ja noch der zweite IRRC-Lauf an. Herzlichen Dank an Karsten und sein Team – schön, dass Ihr diesen Sonntag nicht im Biergarten verbracht habt!
Halbfünf am Nachmittag, zweiter Lauf IRRC Superbike. Start – Abbruch – Re-Start. Nach einem Unfall beim Losfahren in der Startafustellung wurde der Lauf abgebrochen. Distanz beim zweiten Anlauf: sieben Runden auf dem 4.750 Meter langen Kurs. Didier Grams, Michael Rutter, Vincent Lonbois und Sebastien Le Grelle lieferten alles ab, was die Fans erwarten konnten. Dauernde Führungswechsel, Wahnsinns-Überholmanöver und drei Runden vor Schluss Didier Grams in Führung: „Ich habe mir einen Plan für die letzten Runden zurechtgelegt und ein paar Schwachstellen der anderen Fahrer gefunden. Vor der Haupttribüne konnte ich nach einem Ausbremsmanöver nach vorn gehen und hatte erst mal freie Fahrt.“ Dass seine Fans dort vor Freude aufsprangen und jubelten, hat er mit Sicherheit mitbekommen. Doch dann die vorletzte Runde: ein Lenkerstummel hatte sich gelöst, Didier konnte das Teil aber wieder einfädeln und weiterfahren. Trotzdem musste er Rutter, Le Grelle und Lonbois vorbei lassen, wurde am Ende sieben Sekunden vor Danny Webb (auch kein ganz Unbekannter) vierter – und das nach dem Unfall im ersten Lauf. Noch 16 IRRC-Punkte geholt, Gesamtpunktzahl 178, Dritter in der Gesamtwertung, die Saison ist vorbei.
Doch nicht die Fete. Die ging an der Box noch einige Zeit weiter. Wir, das komplette G & G-Motorsportteam bedanken uns bei allen Sponsoren und Fans und Freunden, die in Frohburg waren. Wir hoffen, euch ein spannendes und unterhaltsames Rennsportwochenende mit allem was dazugehört, geboten zu haben.
Aber einen legen wir 2016 noch drauf: Didier wird Mitte November unter der Regie von Franky Heidger am 50. Macau-Motorcycle-Grand Prix teilnehmen und dort wieder auf Michael Rutter treffen. Aber nicht nur auf ihn. Die komplette Road-Racing Creme-de-la-Creme ist eingeladen und anwesend, wenn vom 17. bis zum 20. November in der chinesischen Kolonie durch die Straßenschluchten gejagt wird. Hickman, Easton, Hutchinson, McGuinness, Johnson, Cummins – das sind Namen, die zeigen, dass Didier in Macao mit den ganz Großen unterwegs sein wird. Ein gewisser Saiger fährt übrigens auch mit. Wenigstens einer, der dort (fast) deutsch spricht. Und natürlich Rico Penzkofers Team Penz13.
Nach dem Pech im letzten Jahr (Tankdeckel verloren) will Didier dieses Jahr dort wieder mal richtig Gas geben: „Macau als Jahresabschluss auf dem Motorrad ist durch nichts zu übertreffen. Ich freue mich wahnsinnig auf dieses Rennen und das ganze Drumherum“. Die Platzierung in Macau ist letztendlich egal, heil durchkommen heißt die Devise. Gladiatoren eben.
Kleiner Tip für Extem-Fans: Tickets gibt’s ab 44 US-Dollar bei Kong Seng Ticketing Service unter der Telefonnummer (853) 2855 5555. Für alle anderen: Internet zeigt alle Rennen.
Bleibt gesund – und nochmal: Danke für eure Unterstützung das ganze Jahr über!