Macau Grand Prix 2016, 17. bis 20. November 2016
Satte 8.798 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Limbach-Oberfrohna und Macau. 33 Stunden ist man im Jahr 2016 dafür unterwegs. Doch das schreckt die Grams-Truppe, auf dem Weg nach China immer unter der Führung von Franky Heidger, auch dieses Jahr wenig. Am Mittwoch, den 9. November gings los. Ab Frankfurt mit dem A380 ab in die Lüfte und auf nach Hongkong, von da mit der Fähre nach Macau. Die Truppe ist erst mal ein wenig geschlaucht, also tut ein Tag Ruhe und Eingewöhnung im Spielerparadies Macau ganz gut.
Freitag das Motorrad im neuen RaceFoxx-Trim vorbereiten, die Box einräumen und am Samstag dann das erste Highlight. Zum 50ten Jubiläum des Macau Motorcycle Grand Prix veranstalteten die Organisatoren eine riesige Bike-Show mit allen Fahrern und ihren Maschinen. Für uns kleine Europäer gigantisch, überwältigend - wie übrigens alles in Macau.
So gings dann auch weiter bis zum Mittwoch. Präsentationstermine in den riesigen Hotels und Spielkasinos gehören für die Fahrer zum Pflichtprogramm, schließlich ist der Macau-Grand-Prix ja eine Werbeveranstaltung für den größten Spielplatz der Welt. Beispiel gefällig? Allein das Venetian-Macau-Resort-Hotel hat 2.905 Suiten (das sind für unsere Verhältnisse normale Wohnungen) und neun Restaurants. Und davon gibt’s dort Dutzende. Größtes Hotel ist das Sheraton mit fast 4.000 Suiten. Wahnsinn.
Donnerstag, 20. November. Es wird endlich ernst. Die Spiele beginnen. Das freie Training ist für 07.30 Uhr Ortszeit angesetzt, also spätestens halbsechs raus aus den Federn. Für Didier Grams lief das Training hervorragend, die Zeiten waren gut. Allerdings zeigte sich auch, dass in der BMW noch viel Verbesserungspotential steckte. Und dies kitzelte der neue Chefmechaniker Rene Todorovic hartnäckig und akribisch aus der Maschine raus, so dass Didi nachmittags um 15.30 Uhr bestens gerüstet ins erste Zeittraining gehen konnte. Er verbesserte die Rundenzeiten stetig, hatte schnell die Vorjahreszeit erreicht und landete am Ende auf dem zwölften Platz. Zeitweise war er sogar auf der Sieben zu finden. Didier dazu: „Ich fahre ja nun schon ein paar Jahre hier, aber so schnell war das Feld noch nie unterwegs, schneller als je zuvor und viel dichter beieinander. Mit 2 Minuten und 29,4 Sekunden ging meine schnellste Runde zuende – so schnell war ich noch nie hier. Ich hoffe, es geht noch ein bisschen mehr“. Diese Worte nahm sich das Team zu Herzen. Bis abends um acht wurde das erste Quali analysiert und ausgewertet, Technik und Taktik hin- und hergewälzt und das Bike noch einmal optimiert.
Am Freitag im zweiten Zeittraining (wieder 07.30 Uhr) sollte sich das dann auch auszahlen. Didier fuhr sofort schnelle Zeiten, bewegte sich immer zwischen Platz sieben und fünfzehn. Nach der ersten fliegenden Runde zeigte die Uhr 2:28,00 für diesen Turn. Absolute persönliche Bestzeit! Die folgende Runde mit 2:28,04 bewies, dass dies keine Eintagsfliege war. Didier konnte die RR tatsächlich auf diesem Niveau bewegen. „OK, wir hatten in den letzten acht Minuten einen speziellen Qualifying-Reifen drauf, der hat dies möglich gemacht, er war danach aber auch absolut am Ende.“ so Didier Grams. Zum Schluß blieb es bei Startplatz zwölf. Ein hervorragendes Ergebnis, wenn man sieht, wie eng die Zeiten beieinander lagen. Acht Fahrer innerhalb von einer Sekunde!
Samstag nachmittag halbvier. Endlich Start zum 50. Suncity-Group Macau Motorcycle Grand Prix auf dem 6,1 Kilometer langen Guia-Kurs.
Nachdem es vormittags geregnet hatte und an diesem Tag insgesamt schon 5 Rennen der Vierrädrigen über die Piste fegten, waren die Verhältnisse gegenüber dem Freitag ganz anders, die Reifen konnten leider nicht mehr so gut arbeiten. Das zeigte sich mittags schon beim Warm-Up. Die Spitzenzeiten lagen knapp unter 2:26, Didier kam auf 2:32.
Didier ging den Start ein wenig verhalten an, wurde schnell eingeklemmt und fiel bis auf Platz zwanzig zurück. Doch die Aufholjagd war furios. Er kämpfte sich wieder auf den zwölften Rang vor. Didier Grams: „Mehr war am Ende nicht drin. Die Reifen ließen durch die starke Beanspruchung beim Vorwärtskämpfen irgendwann nach, ich musste es dann bleiben lassen. Ein Sturz hier bedeutet nicht einfach, in den Acker zu rutschen, hier hat das schwerste Folgen. Schade.“
Wieso schade, Didi? Platz zwölf bei diesem Starterfeld! Nach 73.440 Renn-Metern nur eine gute Minute hinter den weltbesten Roadracern (und das sind alles Vollprofis mit allerbestem Material) gesund die Zielflagge zu sehen ist großartig. Gratulation! Aber der Fuchs will eben immer gewinnen.
Gewonnen hat Peter „Hicky“ Hickmann, der Michael Rutter erst kurz vor Schluß den ersten Platz abnehmen konnte. Dritter Martin Jessopp vor Conor Cummins, Horst Saiger, Stuart Easton und John McGuinness. Marek Cerveny aus dem Heidger-Team beendete seinen ersten Macau-Auftritt mit einem klasse siebzehnten Rang.
Didier Grams, nachdem er sich wieder gefangen hatte: „Ich denke, wenn ich mit Michael Rutter in Frohburg um den Sieg fahren kann und der mit seiner riesigen Erfahrung hier zweiter wird, bin ich schon auf dem richtigen Weg.“ Stimmt Didier.
Sonntag Abend noch ein richtig pompöses Gala-Dinner mit der Preisverleihung und Montag wartet schon der Airbus. Auch zurück sinds wieder fast 9.000 km. Macau 2016 ist vorüber – stark wars!
Noch ein paar Worte von Didier Grams:
„Ich bedanke mich ganz herzlich bei meinem neuen Cheftechniker Todo, der hervorragende Arbeit geleistet hat und andauernd mit neuen Ideen geglänzt hat, bei Roy Lüders, der das Data-Recording wie immer voll im Griff hatte, bei Steffen Süß, der uns in der Box und bei der Technik gewohnt souverän unterstützt hat, bei Frank Heidger für die tolle Organisation, bei meinem Vater für die moralische Unterstützung und stellvertretend für alle Fans, die zuhause am Computer mitgefiebert haben bei Rainer Hechtl, der auch für unsere Finanzen und die Berichterstattung zuständig ist. Leute, ohne euch - das Team, die Sponsoren, Fans und Freunde - wäre mir Motorrad fahren auf diesem Level nicht möglich – vielen Dank euch allen.“