Bremerhaven, Fischeihafenrennen, Pfingsten, 04. und 05. Mai 2017
Wenn Hinni Hick nach Bremerhaven ruft, kann ein echter Road-Racer eigentlich nicht wiederstehen. So gings dieses Jahr auch Didier Grams und seinen Mannen aus dem G & G-Team. Transporter und Anhänger gepackt und Samstag morgen auf in den Norden. Die 60. Ausgabe des Fischereihafenrennens stand an. Wetter passt, Zuschauer werden á masse da sein und den Großteil der Fahrer und Teams kennt man sowieso.
Was Hinni Hinck und seine Helfer-Famile da in den Hafen zaubern, ist schon gewaltig. Und das, obwohl sie es, wie schon in den Jahren davor, auch dieses Jahr wieder mit einem mächtigen Gegner zu tun hatten: dem DMSB. Eigentlich eine Institution zu Förderung des Motorsports. Eigentlich. Die Figuren, die von diesem Verein nach Bremerhaven geschickt wurden, entpuppten sich aber sehr schnell als absolut dilettantische und inkompetente Truppe, die in Ihrer grenzenlosen Unwissenheit nichts weiter im Sinn hat, als den Veranstaltern und den Fahrern das Leben so schwer wie möglich zu machen und den Motorradrennsport zu zerstören und durch die neue Trend-Sportart Hallen-Halma zu ersetzen. In der IDM haben sie das ja schon fast geschafft. Jetzt sind anscheinend die Straßenrennen dran. Die Strecke in Bremerhaven wurde von Leuten abgenommen, die keinerlei Ahnung von der Materie Straßenrennen hat, die Fahrer wurden sowieso nicht gefragt. Nur durch Proteste der erfahrensten Road-Racer, vorneweg Thilo Günther und Didier Grams, konnten Veränderungen durchgedrückt werden, die wenigstens eine einigermassen sichere Befahrbarkeit der Strecke ermöglichten. Zehn Zentimeter hohe, auf den Asphalt geklebte Curbs wollten die Clowns installiert sehen. Das sind Abflugschanzen für Motorräder! Hinni und seine Helfer arbeiteten bis in die frühen Morgenstunden, um die Trainings am Sonntag starten zu dürfen. Vielen Dank euch allen – lasst Euch nicht unterkriegen!
Los gings dann endlich Samstag früh um acht. Elf (!) Klassen fuhren ihre Zeittrainings, unter ihnen auch die Klasse 1, die Fishtown-Superbike Open, bei denen Didier Grams nach ein paar Jahren Pause wieder an den Start ging: „Im ersten Training Platz vier, da war ich nicht ganz zufrieden. Aber bei über dreißig Fahrern und dem nur 2,6 km langen Kurs musst du erst mal ne freie Runde finden, in der du Gas geben kannst. Das zweite Training lief dann schon besser, Platz drei, 0,35 Sekunden Rückstand, erste Startreihe, das war ok.“
Pfingstmontag dann die Rennen, die Klasse 1 war um halbzwölf dran. Didier hatte einen guten Start, wurde aber in der ersten Kurve von einem leicht übermotivierten Fahrer abgedrängt. Leider ging das nicht lange gut, ein paar Kurven weiter hing der Junge in der Airfence „Das passiert. Ich konnte danach die Führung übernehmen und mich auch ein wenig absetzen, als ich plötzlich bemerkte, dass an der Vordergabel was nicht stimmte. In der zweiten Runde musste das Rennen dann wegen einem Unfall abgebrochen werden. Obwohl ich nicht genau wusste, was mit der Gabel ist, bin ich wieder gestartet. Ich wollte einfach die vielen Fans und Zuschauer nicht enttäuschen, natürlich aber auch selbst unbedingt das Rennen fahren. Nach dem Neustart lag ich auf Platz zwei, hab erst mal versucht, etwas langsamer zu machen und zu schauen, was da nicht in Ordnung ist. Ich habe nicht gepusht, aber plötzlich klappte mir das Vorderrad ein und ich flog ab. Mir ist – auch Dank Xander Nebels prima Kombi – nichts passiert, das Motorrad haben die Sturzpads von Gerd Schweppe vor größerem Schaden bewahrt. Bei der Überprüfung hat sich dann herausgestellt, dass die Zugstufe an der Gabel den Geist aufgegeben hat. Schade, aber so kann auch der beste Fahrer nicht fahren, für mich war das Rennen also zuende. Wenigstens hat Todo die BMW so weit wieder flott bekommen, dass ich abends die Abschiedsrunde noch mitfahren konnte. Da waren um halbsieben noch tausende von Zuschauern da, um sich die Racer nochmal ohne Helm anzuschauen und sie zu verabschieden. Wahnsinn!“
Sportlich gesehen für das G & G-Team also ein ziemlicher Reinfall. Eine zweite Gabel war leider nicht an Bord, so dass man zum zweiten Rennen auch nicht mehr antreten konnte. Gewonnen hat beide Läufe der Fischtown-Superbike Open übrigens Vorjahres-Champ Thilo Günther, jeweils vor Luca Hansen und Pavel Tomecek. Alles keine Unbekannten.
Ach ja, Dank der hervorragenden und professionellen Arbeit der Organisatoren und trotz der Pfuschereien der DMSB-Amateurdilettanten verliefen die Rennen sehr sicher, es gab kaum Unfälle und keine schwer verletzten Fahrer.
Das kann man leider von der diesjährigen TT auf der Ile of Man nicht sagen. Drei tote Racer, unter Ihnen der hochgeschätzte IRRC-Kollege Jochem Van den Hoek – das sind drei zuviel. Alle, die an diesem Sport hängen, unser Team natürlich auch, trauern in diesen Tagen tief und ehrlich um die verstorbenen Road-Racer. Requiescat in pace, Jungs.
Beim Hallen-Halma passiert so was nicht, das macht aber auch nicht so viel Spaß. Und der ist doch das Salz in der Suppe des Lebens.
Weiter gehts für Didier Grams und das Team von G & G Motorsport am 07. Juli – noch weiter im Norden, IRRC in Imatra/Finnland.