IRRC Chimay/Belgien, 22. und 23. Juli 2017
Nach Chimay fährt man die letzten Jahre immer ein wenig mit gemischten Gefühlen. 2014 starben dort an einem Wochenende drei Fahrer. Die Unfälle von Vick de Cooremeter, Thilo Häfele und dem Belgier Julien Pacquet sind nicht vergessen. Sie zeigten leider in aller Härte die grausame Seite des Motorradrennsports auf.
Doch der hat ja Gott sei Dank auch schöne Gesichter.
Eines davon sollte das G & G-Team dieses Wochenende in Chimay erwarten. Didier Grams machte sich im von Malermeister Steffen Friedrich zum Verügung gestellten Renault Master zusammen mit Mechaniker Wunne am Freitag in aller Herren früh auf nach Belgien, Jens Grams, Steffen Süß, Rene Todorovic und Roy Lüders konnten erst Samstag morgen da sein. Zur Erinnerung: Das ganze Team muss ja von was leben, jeder hat also einen ganz normalen Job zu erledigen. Schön, dass Didiers Chef Mike Sydow ihn für die Rennen am Freitag immer freistellt. Tut nicht jeder Arbeitgeber.
Das Wetter in Belgien war – wenigstens am Samstag morgen – herrlich, die erste Qualifikation konnte beginnen. Didier beendete dies mit einer Zeit von 1:39,8 auf dem vierten Platz. Vorne weg die belgischen Profis Le Grelle, Lonbois und Fissette. Vincent Lonbois lies es sich natürlich nicht nehmen, in Chimay an den Start zu gehen und seinen Herpigny-BMW-Teamkollegen Sebastien Le Grelle zu unterstützen. Immerhin hat der amtierende IRRC-Superbike-Champion Lonbois im letzten Jahr hier beide Läufe gewonnen, fristet jetzt als zwölfter in der IDM aber ein eher bescheidenes Dasein abseits der Podien. Da tut es sicher gut, sich bei der IRRC mal wieder einen Kranz abholen zu dürfen. Er gewann am Ende Rennen eins, wurde im zweiten Lauf zweiter hinter Le Grelle.
Didier Grams: „Wir wollten uns im zweiten Zeittraining noch steigern, hatten aber mit dem Fahrwerk Probleme. Die Ursache konnten wir nicht herausfinden, da es in der zweiten Qualifikation heftig regnete, so dass keine schnellen Zeiten mehr gefahren werden konnten.“
Also ging es am Sonntag vom vierten Startplatz ins erste Rennen. Doch schon in der ersten Kurve kollidierte er mit dem Finnen Erno Kostamo. Der kam von Startplatz elf und hatte das gewetzte Messer zwischen den Zähnen. Er gab in Kurve eins alles und fuhr Didier ins Motorrad, so dass nur noch das Ellenbogenprinzip half. Kostamo landete übrigens in der zweiten Runde im Acker. Für Didier Grams hatte die Kollision den achten Platz nach der ersten Runde gebracht - und die Fahrwerksprobleme waren immer noch da! Mit viel Kampfgeist konnte er sich noch auf den fünften Platz arbeiten, mehr war beim besten Willen nicht drin.
Dem Perfektionisten Rene Todorovic lies das nicht ordentlich arbeitende Fahrwerk natürlich keine Ruhe. Nach und nach zerlegte Todo das Bike und fand heraus, dass die Dämpfung des Federbeines den Geist aufgegeben hat. In Windeseile wurde ein neues eingebaut – eine Riesen-Herausforderung, denn die Zeit bis zum zweiten IRRC-Lauf war sehr knapp – eine Stunde bis zum Start der Superbikes. Glücklicherweise lief alles glatt, die BMW konnte auf Regenreifen zum Vorstart.
Später Sonntag-Nachmittag: strömender Regen, Start zu Lauf zwei. Bei 38 Fahrern ist die erste Kurve schon eine Herausforderung, diesmal ging aber alles gut. „Ich beendete die erste Runde als fünfter, das Fahrwerk fühlte sich prima an, so dass ich schnell Zeit gutmachen konnte und ruckzuck dritter war. Leider waren Le Grelle und Lonbois da schon zu weit weg, um noch einmal in Schlagdistanz zu kommen. Die haben in einer schönen Teamarbeit von Anfang an Druck gemacht. Am Ende konnte ich ihre Zeiten aber halten und Fissette und Marek Cerveny hinter mir lassen. Dritter Platz und endlich wieder aufs Podium – ich bin zufrieden.“ so Didier Grams nach dem Rennen.
Kannst Du auch sein Didi! Trotz der Fahrwerksprobleme 36 Punkte aus Chimay mitgenommen, zweiter Platz in der Gesamtwertung und Verfolger Marek Cerveny auf Distanz gehalten (auch ein einziger Punkt gilt als Distanz!).
Nun steht nach langer Pause wieder mal ein Rennen in Schleiz an, am 19. und 20. August. Das letzte mal fuhr die IRRC 2012 dort. Sieger in beiden Läufen: Didier Grams – wie 2011 und 2010. Schleiz und Didier Grams, das passt
Mal sehen, wie es 2017 für ihn dort läuft, mit neuem Federbein und auf hoffentlich trockener Strecke. Einstellwerte fürs Fahrwerk gibt’s da leider keine passenden mehr.
Das ganze G & G-Team freut sich drauf, dass in Schleiz zahlreiche Fans und Sponsoren vorbeischauen. Wir laden Euch recht herzlich ins – wie immer offene - Fahrerlager und zu den Rennen ein!
Halbdrei am Montag morgen war der G & G-Tross aus Belgien übrigens wieder zuhause. Ein paar Stunden später waren alle wieder am Schreibtisch, in der Werkstatt, auf der Baustelle, auf dem Dach. Was tut man nicht alles, um am Rennzirkus teilhaben und die Sonnenseiten des Motorradrennsports genießen zu können.