IRRC Schleiz, 19. und 20. August 2017
IRRC Schleiz, 19. und 20. August 2017
Das Schleizer Dreieck erlebt dieses Jahr einiges an Motorsport. Nach diversen Klassik-Veranstaltungen und der IDM im Juli war an diesem Wochenende die „German TT“ dran. Eine Mammut-Veranstaltung mit fast 350 Fahrern, organisiert von BikePromotion aus Gera. In diesem Rahmen trugen die IRRC-Recken unter Hochspannung ihren siebten und achten Lauf aus. Bei den Supersportlern waren vor Schleiz die ersten drei der Tabelle nur sieben Punkte auseinander, wobei Thomas „Ziesel“ Walther aus Schleiz den dritten Platz belegte. In der Superbike führte Sebastien Le Grelle mit 34 Punkten Vorsprung vor Didier Grams, der nur einen Punkt vor Marek Cerveny lag. Es war also also alles angerichtet für spannende Rennen.
Bei bestem Race-Wetter ging es für die Piloten am Samstag in die Qualifyings. Vorne lag nach Q1 und Q2 die Herpigny-BMW von Le Grelle, mit einer Rundenzeit von 1:28,249 allerdings nur zwei zehntel vor Didier Grams und Marek Cerveny. Das gewohnte Bild in der IRRC Superbike 2017. Doch was am Sonntag folgte, sollte das Gesetz der Reihe durchbrechen. Sebastien Le Grelle, der bis auf den ersten Lauf in Imatra in diesem Jahr alle Rennen gewinnen konnte, hatte mit Didier Grams einen heißen Konkurrenten, der jetzt endlich mal ganz oben auf dem Treppchen stehen wollte.
Um kurz nach Elf dann der Start in den ersten Lauf. Le Grelle kommt wie gewohnt super weg, Didier Grams eher nicht. Er musste Marek Cerveny passieren lassen, überholte den aber in der ersten Runde gleich wieder, und machte sich sofort auf die Jagd nach dem Belgier. In Runde zwei fuhr er gleich mal die schnellste Rennrunde und war in Schlagdistanz. Le Grelle kam nicht weg, Didier Grams hing eisern am Hinterrad. Die beiden hatten sich längst vom Feld abgesetzt – Cerveny und Biciste waren bereits außer Sichtweite, als Sebastien Le Grelle die Nerven durchgingen. In der Stadtkurve verbremste er sich und musste in die Wiese. So eine Gelegenheit lies sich Didier Grams natürlich nicht entgehen, überholte und führte ab Runde neun souverän bis ins Ziel. Le Grelle konnte zwar wieder aufholen, mehr als der zweite Platz war aber nicht mehr drin. Die von Rene Todorovic und Philipp Walther perfekt vorbereitete RaceFoxx-BMW rauschte in typischer Didier-Grams-Manier auf die Hinterrad über die Zielline. Endlich! Der erste deutsche IRRC-Sieg 2017 war geschafft. Didier Grams: „Der Le Grelle kann sich wirklich nur selber schlagen, der ist diese Jahr echt super drauf. Ich war rundenlang hinter ihm, weg kam er nicht, vorbei kam ich aber auch nicht. Als er dann in Richtung Stadt viel zu spät bremste, wär ich ihm fast noch draufgefahren. Wenn Du so dicht am Vordermann bist, orientierst Du Dich natürlich an dem seinem Bremspunkt – und der war eben zu spät. Ich kenn ja die Strecke ganz gut und hab automatisch ein wenig früher gebremst – schwupps war ich durch. Ein herrliches Gefühl, vorn zu sein.“
Das hat auch die ganze Mannschaft so empfunden. Söhnchen Dario durfte mit nach ganz oben aufs Podium, die Welt war in Ordnung. Nicht so für Sebastien Le Grelle. Der saß eine Stunde später noch im Lederkombi im Herpigny-Zelt und schimpfte lautstark auf französisch vor sich hin. Tja, Seb: that´s racing!
Leider stand dann das zweite Rennen unter einem nicht so ganz guten Stern. Schon während des Supersport-Laufes hatte es zu tröpfeln begonnen, in der Startaufstellung der Superbikes war die Strecke dann komplett nass. Wet Race. Der Start wurde um zehn Minuten verschoben, allenthalben wurden die Reifen gewechselt. Ein reines Glücksspiel, denn als dann tatsächlich der Take-Off erfolgte, war die Piste teilweise schon wieder trocken. Das G & G-Team hatte sich entschieden, vorne einen Regen-Reifen und hinten einen sogenannten Intermedien zu montieren. Die meisten anderen Teams fuhren komplett auf Regenpneus los.
Didier Grams erwischte wieder keinen optimalen Start, fiel sofort auf Position acht zurück, während Le Grelle die Spitze behaupten konnte. Didier hatte ein Problem: der Vorderreifen brauchte seine Zeit, um warm zu werden, hinten war alles ok. Erst ab der vierten Runde konnte er die Zeiten der Spitze mitfahren, war dann aber konstant schneller als die vor ihm fahrenden Bikes, teilweise fuhr er über eine Sekunde pro Runde ran. Trotz der Aufholjagd (gefahren wurden 12 Runden auf dem 3,8 km langen Kurs) fehlten ihm am Ende aber ca. 1,6 Sekunden auf den Dritten, den Finnen Erno Kostamo. Zweiter wurde Marek Cerveny, Sieger Sebastien Le Grelle. Jetzt war für den Pommesesser die Welt wieder in Ordnung. Und Didier Grams schimpfte in der Box nicht weniger lautstark als Le Grelle nach dem ersten Lauf. Nur eben auf sächsisch. Beim Reifenpoker verwachst? Vorderrad nicht richtig angewärmt? Egal. Hat eben nicht sein sollen. Bei solchem Wetter haben schon ganz andere Kaliber Rennen verschenkt, siehe Valentino Rossi letztes Jahr am Sachsenring. Wenn man die richtige Entscheidung getroffen hat, ist das einfach nur Glück.
Erwähnenswert ist auf jeden Fall noch der zweifache Triumph von Ziesel Walther in der Supersport-Klasse. Er deklassierte jeweils den Holländer Joey den Besten (an diesem Sonntag den Zweit-Besten) und führt nun die Gesamtwertung mit drei Punkten an. Schleiz ist ein gutes Pflaster für Dachdecker. Ziesel steht wie Didier Grams im normalen Leben auf dem Dach.
Schon nächstes Wochenende, am 26. und 27. August gehts mit der Czech TT in Horice weiter. Dann beginnt endgültig die heiße Phase. Le Grelle führt mit 181 Punkten vor Didier Grams (140 Punkte) und Marek Cerveny (137 Punkte).
Didi, in Horice hast Du doch immer einen Riesenspaß – gönn uns den doch auch und fahr in Böhmen nach ganz oben!