IRRC – Erster und Zweiter Lauf in Hengelo/NL

von Speed Verlag am Mittwoch, 15. Mai 2013
Endlich geht’s los, der Winterschlaf hat ein Ende. Am Wochenende 11./12. Mai startet die IRRC die Saison in Hengelo, Gelderland, Holland. Vorsicht, das Hengelo in Gelderland, nicht das bei Enschede. Es soll schon Leute gegeben haben, die das verwechseln. Aber von vorne: W&G Motorsport-Teamchef Albrecht Wendritsch hat über den Winter eine fabrikneue BMW 1000 RR für Didier Grams rennfertig gemacht. Die Maschine entspricht zwar der, die Didier in der Saison 2012 auf den zweiten Platz der IRRC-Wertung fuhr, hat aber natürlich noch ein paar technische Finessen mehr an Bord. Zwei kurze Testwochenenden in Most mussten genügen, um sich an das neue Bike zu gewöhnen und um die passenden Einstellungen zu finden. Dass so ein Gewaltakt gelegentlich nicht ganz schmerzfrei von statten geht, war zu erwarten. Es kann ja nicht immer so glatt laufen wie im Vorjahr. Trotz vieler Widrigkeiten hat das W&G-Team die 2013er 1000 RR samt ihrem Chauffeur termingerecht fit bekommen und konnte an Himmelfahrt die rund 600 km nach Hengelo guten Gewissens angehen. Was sie dort erwartete, war aber alles andere als bestellt: am freien Freitag noch alles trocken, am Samstagmorgen dann Regen und Wind! Nachdem sich der Gelderland-Wettergott 2012 noch von seiner besten Seite zeigte (durchgehender Sonnenschein), hatte er 2013 erst mal sehr schlechte Laune. Wechselhafte Luft- und (vor allem) Straßenfeuchtigkeit zwang sämtliche Teams zu flotten Reifenwechseln. In der ersten Qualifikation am Morgen lag Didier Grams mit 2:05,1 min gerade mal an siebter Stelle, eine halbe Sekunde hinter dem Vorjahres-Champion Branko Srdanov. Zum Vergleich: 2012 fuhr hier Didier mit 1:49,6 min auf den ersten Platz. Platz eins im ersten Qualifying holte sich ein gewisser Virgil-Amber Bloemhard. Genau wie in der zweiten - ebenso verregneten - Qualifikation, 1,235 sek vor Srdanov und 1,253 sek vor Didier Grams. Virgil - who the fuck is Virgil? fragte sich das ganze (nichtholländische) Fahrerlager. Den hatte keiner auf der Rechnung, obwohl er schon seit 2004 im holländischen und belgischen Straßenrennsport unterwegs ist, 2009 sogar schon mal in Hengelo das Supercup 1000-Rennen gewonnen hat. Aber was die Quali-Zeiten wert waren, zeigte das Schicksal von Frank Bakker (NL). Der Vorjahres-Doppelsieger war nach einem zweiten Platz in Q1 nur auf 15 in Q2 gelandet, eigentlich für das Rennen gar nicht qualifiziert. Warum er trotzdem von Starplatz zwei ins Rennen gehen konnte, erläuterte Teamorganisator Jens Grams: „Jede Strecke hat eine vom jeweiligen Verband festgelegte Höchstanzahl von Startern. Hier in Hengelo sind das im Rennen 30 Fahrer .“ Also ließen die verantwortlichen der IRRC auch 30 Starter in die Rennen gehen. Sonntagmorgen, 08.45 h – Warm Up der IRRC: Regen Nur vereinzelt gingen die Fahrer auf die Strecke, von den Spitzenleuten gar keiner. Auch Didier Grams und sein Team hatten entschieden, dass 10 Minuten auf nasser Strecke keine neuen Erkenntnisse gebracht hätten, also blieb auch er im Zelt. Er nutzte lieber die Zeit, um die BMW noch ein wenig mehr an seine individuellen Anforderungen anzupassen. Beim Gas geben (immerhin über 200 PS am Hinterreifen) rutscht er auf dem Sitz nach hinten – also flugs ein Zusatzpolster eingebaut, und die Misere hat ein Ende. Sonntag, 12.50 h – endlich hat der Regen aufgegeben, nach der halben Renndistanz scheint die Sonne. Bloemhard – Bakker – de Wit – Srdanov – Grams, so die Startaufstellung, die aber nicht lange hielt. Während Virgil-Amber Bloemhard mit den konstant schnellsten Zeiten vorne wegfuhr, lieferten sich Didier Grams und Branko Srdanov auf den Plätzen zwei und drei enge Duelle. Bis zur runde neun – da fuhr Srdanov einen Umweg durch die Wiese und Didier Grams gleichzeitig die schnellste Rennrunde. Am Ende bedeutete das den zweiten Platz, 1,975 Sekunden hinter Bloemhard und 19,5 Sekunden vor Srdanov. Didier Grams: „Hengelo ist eine Suzuki-Strecke, das habe ich ja oft genug bewiesen. Aber der Virgil-Amber-Wie-auch-immer wird jetzt nervös sein, im zweiten Rennen werde ich es ihm nicht so leicht machen.“ Teamchef Albrecht Wendritsch: „Schön zu sehen, wie Didier mit der neuen Maschine zurechtkommt – und vor allem: wie der den Branko Srdanov im Griff hatte.“ Nach einem schnellen Reifenwechsel – Didier Grams wollte nun bei strahlender Sonne mit einem neuen Hinterreifen ins Rennen gehen – startete um 14.50 h das zweite Rennen. Und Didier machte seine Ankündigung wahr: Bereits nach der ersten Runde hing er am Hinterrad von Bloemhard und zeigte diesem damit sehr deutlich: „So, jetzt leg ich mir Dich erst einmal zurecht, warte auf eine kleine Schwäche und dann schnapp ich Dich.“ War aber gar nicht nötig. Bereits in der vierten Runde verlor Virgil-Amber Bloemhard die Nerven und flog in der ersten Kurve nach Star/Ziel per Highsider am 10 mal 10 Meter großen Kiesbett vorbei in die Wiese. Danach lief es für Didier Grams wie so oft schon in Hengelo: Allein durch die Äcker und Felder cruisen und am Ende mit gut 16 Sekunden Vorsprung vor Srdanov als erster über die Ziellinie fahren. Der Jubel bei Team, Fahrer und der Fangemeinde war riesengroß, der „kleine große Champion“ (so der Streckensprecher vor der Siegerehrung) stand auf dem Treppchen wieder ganz oben. Hengelo ist keine Suzuki-Strecke, sondern eine Didier-Grams-Strecke. Didier Grams: „Ich bin überglücklich, ich mag Hengelo und die Holländer und freu mich wahnsinnig über den Sieg.“ Albrecht Wendritsch: „Dass das hier so gut läuft, hätten wir nicht erwartet. Mit der BMW musst du immer kämpfen, aber Didier hatte überhaupt keine Probleme mit der Maschine, er hatte das Gerät und die Strecke immer im Griff. Sebastien Le Grelle ist heute nicht gefahren und Branko Srdanov fährt in Oostende nicht, das sind meiner Meinung nach die stärksten Konkurrenten. Wenn wir da schön Punkte sammeln, sieht es schon mal nicht schlecht aus mit der Rückeroberung des Titels. Wobei im Rennsport immer alles passieren kann. Wir werden konzentriert und ruhig weiterarbeiten. Dank der Unterstützung durch unsere Sponsoren können wir das ohne Druck und Sorgen auch unbelastet durchziehen. So etwas ist unbezahlbar.“ Wir freuen uns auf die Rennen drei und vier am 08. und 09. Juni in Oostende/Belgien, direkt an der Nordseeküste. IRRC aktuell: 1. Didier Grams (45 Punkte) 2. Branko Srdanov (36 Punkte) 3. Frank Bakker (27 Punkte) 4. Virgil-Amber Bloemhard (25 Punkte) [gallery type="slideshow" ids="1452,1453,1454,1456,1457,1458,1459,1460,1461,1462,1463"]