Sie sind hier:
08. und 09. Juni 2013 – IRRC in Oostende/Belgien
Kälte und Wind – von Sommer war beim dritten und vierten Lauf zur IRRC-Championship in Oostende leider immer noch nichts zu spüren – aber wenigstens gab es an diesem Wochenende keinen Regen. Dennoch war das W&G-Motorsportteam nach gut 800 km Fahrt ein wenig vom rauhen Nordseeklima überrascht. Gefühlte fünf bis sechs Grad hatte dort keiner erwartet.
Den Kurs von Oostende kennt Didier Grams bereits ganz gut. 2009 und 2010 konnte er dort jeweils beide Läufe gewinnen, das machte doch ein wenig Hoffnung für die diesjährigen Rennen. Da die belgische Superbike-Meisterschaft neben den IRRC-Rennen ausgetragen wurde, hatte sich Didier natürlich auch dort in die Starterliste eintragen lassen. Jeder Kilometer macht sicherer, bringt Erfahrungswerte und Daten.
Dass es im ersten Training der belgischen Superbike nicht ganz nach Wunsch lief – Didier Grams wurde vierter – lag einer überhitzten Bremse. Der eigenwillige Kurs mit engen Kurven und einigen Stop-and-Go-Passagen fordert diese naturgemäß überproportional. Doch für das Mechanikerteam um Chef Albrecht Wendritsch war dies keine allzu große Herausforderung. Bis zum ersten IRRC-Training war die Bremse überholt, Ergebnis: Platz eins. So ging es am Samstag weiter. Die BMW S 1000 RR lief tadellos, der Fahrer in Höchstform. Schnellster im zweiten Training der belgischen Superbiker, Schnellster im zweiten Training der IRRC und erster im ersten Rennen der belgischen Meisterschaft – Didier Grams dominierte in Belgien beinahe nach Belieben. Er nahm dem zweiten der regionalen Meisterschaft im Rennen über 20 Sekunden ab! Und das war immerhin kein geringerer als Sebastien Le Grelle (BMW), Routinier aus der Langstrecken-WM und der Supersport-WM.
Den Sieg widmete Didier Grams dem amtierenden IRRC-Meister, Branko Srdanov. Der Titelverteidiger war bei der TT auf der Ile of Man gestürzt und zog sich dabei schwerste Verletzungen zu. In Hengelo ist der sympathische stets gut gelaunte Holländer noch munter auf Platz zwei und drei gefahren – jetzt liegt er im Koma. Bei aller Begeisterung für den Motorsport drängt sich dessen Risiko immer mal wieder schmerzlich in das Bewusstsein von Fahrern, Teams und Zuschauern. Die Piloten setzen ständig Gesundheit und Leben aufs Spiel.
Diese Gefahren ignoriert man aber umso leichter, je besser ein Rennwochenende läuft. Und für Didier Grams lief dieses Wochenende nahezu perfekt. Nach einem Bombenstart hatte er im ersten IRRC-Lauf nach einer Runde (von 15) bereits eineinhalb Sekunden Vorsprung auf den späteren zweiten Virgil-Amber Bloemhard. Kontinuierlich baute er diesen bis auf 21,6 sek bei Fallen der Zielflagge aus. Bloemberg, gestartet von Platz zwei, war nach dem Start sofort etwas eingekeilt, hatte aber mit seiner Suzuki trotzdem nie eine Chance, Didier Grams zu folgen.
Analog zu den Rennen in Hengelo wollte er aber dem Altmeister im zweiten Lauf Dampf machen. Doch schon die erste Kurve machte ihm den Garaus – zu spät auf der Bremse – Kiesbett – aus! Didier Grams führte bis zur neunten Runde wieder einsam das Feld an, als nach einem Unfall abgebrochen werden musste. Der Schreck war erst einmal Groß, aber außer Blechschaden ist nichts passiert. Tragödien wie zuletzt beim Fischereihafenrennen oder bei der TT sind in der IRRC zum Glück nicht an der Tagesordnung.
Neustart, jetzt als Sprintrennen angesetzt, über nur drei Runden. Nicky de Wit aus Belgien konnte Didier Grams erst mal überholen und in Führung gehen. Doch der bremste ihn nach einer Runde aus und gewann dieses Kurzstreckenrennen mit 3,5 sek Vorsprung, brach dabei noch ganz nebenbei den Streckenrekord.
Schlussendlich kumulierten die Organisatoren aber die beiden Teile des Rennens 2 dann doch. Didier Grams erster mit fast zwölf Sekunden Vorsprung auf David Drieghe (B, Honda) und Nicky de Wit (B, Kawasaki) – ein herrliches Podium, das natürlich auch die belgischen Zuschauer zufriedenstellte. Didier ist im zweiten Rennen nicht mehr angetreten, Sebastian le Grelle gewann das Rennen hervoragend. Neuling Thilo Günther (D, Kawasaki) wurde hervorragender Siebter.
Besser hätte das Wochenende für das gesamte W&G-Team nicht laufen können. Fahrer und Maschine jederzeit auf allerhöchstem Niveau, eine hochaufmerksame Boxencrew um Teamchef Albrecht Wendritsch, die sich allen technischen Problemen getrost stellen kann – manch ein fett aufgestelltes Team z.B. der IDM könnte sich von dieser entspannten aber hochmotivierten Truppe einiges abschauen.
Dennoch warnt Cheforganisator Jens Grams: „Wir dürfen uns nicht zu sicher fühlen. Ein Sturz, ein technischer Defekt – so was kann, oft unverschuldet, immer passieren. Wir wollen einfach in Ruhe arbeiten, Rennen fahren und Didier am Ende der Saison gesund in die Arme nehmen können. Wenn sich dann noch Erfolg dazugesellt, ist das doppelt schön.“
Didier Grams: „Ich glaube, jetzt verstehe ich die BMW voll und ganz. Jetzt kann ich mit ihr spielen.“
Didier, play it again – am 27./28. Juli in Chimay, wieder in Belgien.
IRRC aktuell:
1. Didier Grams (95 Punkte)
2. David Drieghe (50 Punkte)
3. Frank Bakker (50 Punkte)
4. Virgil-Amber Bloemhard (45 Punkte)
[nggallery id=28]