Mission Titelverteidigung – Teil 1

von Roy Lüders am Mittwoch, 07. Mai 2014
Anfang März konnte Didier Grams seine 2014er Maschine bei BMW in Chemnitz in Empfang nehmen. Da blieb Albrecht Wendritsch nicht viel Zeit, um die S 1000 RR rennfertig zu machen. Trotzdem – an Ostern war alles geschafft und das W&G-Team konnte sich aufmachen nach Most, um ein paar schnelle Runden zu drehen. Und das im neuen, eigenen Renn-Transporter. Dessen Ausbau war Sache von Jens Grams und Steffen Süß, die einen simplen VW Crafter in ein standesgemäßes BMW-Renn-Transportmobil verwandelten. Zwei Tage Einstellungs- und Trainingsarbeit in Most bei sehr gemischtem Wetter sind aber wahrlich nicht viel, aber der Zeitplan gab nicht mehr her. Am 3. und 4. Mai stand ja schon das erste IRRC-Rennen in Hengelo/NL auf der Liste. Abfahrt am Freitag, gut 600 km Fahrt, Ankunft, Montagezelt aufbauen und – frieren! Das Wetter in Hengelo lässt seit letztem Jahr richtig zu wünschen übrig. 2013 regnete es – bis auf die Rennen – fast pausenlos, 2014 war es bitter kalt. Am Sonntagmorgen war das Fahrerlager von Reif überzogen. Liebe Holländer, so geht das nicht weiter – tut da mal was dagegen. Samstags ging es um halb neun mit Q1 in der IRRC für Didier und das Team los. Jetzt rächte sich die kurze Vorbereitung. Didier hatte mit Fahrwerksproblemen zu kämpfen, die er von seinem 2013er Bike nicht gewohnt war. Die richtige Einstellung konnte auch an den zwei Tagen in Most nicht gefunden werden – Straßenkurse und Rundstrecken stellen ganz verschiedene Anforderungen an die Dämpfer. Ein Problem, das sich das ganze Wochenende durchzog. Aber, so Jens Grams: „Ein neues Motorrad erfordert eben neue Arbeit, neue Erfahrungen müssen gemacht werden, Lösungen für die Probleme gefunden werden.“ Und denen stellt sich Albrecht Wendritsch, Teamchef und Chefmechaniker gerne. Bis zum zweiten Lauf am Sonntagnachmittag hatte er es im Griff. In diesem Rennen fuhr Didier mit 1:47,913 min seine persönlich schnellste Runde an diesem Wochenende. In Q1 jedoch war er noch gut zwei Sekunden langsamer, wurde Vierter hinter den holländischen Gastfahrern Arie Vos und Nigel Walraven sowie Vick de Cooremeter, Dritter der IRRC-Gesamtwertung 2013. Da klar war, dass jeder gefahrene Kilometer in Blickrichtung Fahrwerkseinstellung wichtig war, fuhr Didier auch die beiden Qualifikationsläufe der Dutch-Superbike und konnte sich hierbei kontinuierlich verbessern. 1:49,870 um halbzwölf in Q1 in der Dutch-SBK, 1:48,940 in Q2 der IRRC um eins und schließlich 1:48,200 um 16:30 h nochmal in der holländischen SBK  - der Trend war klar und zeigte, dass Fahrer und Team die Probleme langsam in den Griff bekamen und auf dem richtigen Weg waren. Am Ende des Tages hatte sich Didier mit viel Risiko Startplatz drei erkämpft, war damit schnellster IRRC-Fahrer im Feld, fast zwei Sekunden vor Vick de Cooremeter. Sonntag morgen dann erst mal Eis kratzen – nein, war ein Witz, so schlimm wars dann doch nicht. Aber sehr kalt und doch sonnig. Mit fast einer dreiviertel Stunde Verspätung um 12:40 h Start zum ersten Lauf der IRRC. Didier kam gut weg, hatte jedoch die kompletten 12 Runden damit zu kämpfen, dass das Vorderrad bei starker Beschleunigung abhob. Im Ziel Platz fünf, vor ihm nur vier Gaststarter aus der holländischen Superbike, volle Punktzahl. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit nicht auf dem Podium – natürlich wurmt das einen Didier Grams, der immer vorn sein will, aber er ist mittlerweile reif und clever genug, das nicht erzwingen zu wollen. Trotzdem merkte man ihm an, dass es nicht sein Ding ist, hinterherzufahren, auch wenn er nur Gaststarter vor sich hat, die mit dem IRRC-Ergebnis nichts zu tun haben. Das letzte Rennen des Tages, mittlerweile war es fast 17:45 h, brachte ihm dann doch noch die ersehnte Flasche Sekt, den Pokal und das Treppchen. Nachdem er die ersten drei Runden auf Biegen und Brechen die beiden Führenden Vos und Walraven hetzte, musste er doch abreißen lassen und überquerte mit fast zwanzig Sekunden Vorsprung vor Vick de Cooremeter aus Belgien als Dritter die Ziellinie – wieder volle 25 Punkte. Teil 1 der Mission Titelverteidigung erfolgreich absolviert. Weiter geht’s in der IRRC am 8. und 9. Juni in Oss/NL. Der Varsselring in Hengelo, schon eine tolle Strecke. Super Zuschauer, klasse Atmosphäre, tolle Organisation und 50 Punkte, Rennfahrerherz, was willst Du mehr? Didier Grams, der hier wahnsinnig viele Fans hat – bei einigen war er sogar schon mit dem Motorrad auf der Terrasse gelandet – fühlt sich hier sichtlich wohl. Doch nach dem Spaß folgt noch ein wenig Stress. Nach 600 km Heimfahrt um halb drei morgens ins Bett und ein paar Stunden später wieder zur Arbeit. Die Jungs von W&G Motorsport sind eben doch alles nur fantastische Amateure, die ihrem Hobby fast alles unterordnen. Als nächstes steht die International North West 200 an. Eine ganz neue Herausforderung für Fahrer und Team. Die gut 14 Kilometer lange Straßenrennstrecke in Nord Irland erlaubt bis zu 320 km/h und stellt weitaus höhere Anforderungen an Fahrer und Maschine als die gewohnten IRRC-Strecken. Gefahren wird vom 13. bis 17. Mai. Absolutes Neuland für das W&G-Team. Kommt alle heil und gesund wieder zurück! Text von Speed-Verlag, Fotos von Sébastien Sohet "pix4racer" [gallery columns="4" ids="2006,2007,2008,2009,2010,2011,2012" orderby="rand"]